COVID-19 verschärft Bewegungsmangel

7. Dezember 2020

Die Evidenzlage zu Auswirkungen ausreichender körperlicher Aktivität auf die physische und psychische Gesundheit hat sich in dem letzten Jahrzehnt durch zahlreiche Studien so verstärkt, dass der Zusammenhang zwischen Bewegung und Gesundheit längst als gesichert gilt. So geben die globalen Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor, dass sich Vorschulkinder (im Alter von drei bis vier Jahren) pro Tag mindestens 180 Minuten bewegen, nicht mehr als eine Stunde sitzend vor einem Bildschirm verbringen und täglich zehn bis 13 Stunden schlafen sollten. Für Kinder und Jugendliche im Schulalter (fünf bis 17 Jahre) wird empfohlen, sich mindestens 60 Minuten lang moderat bis intensiv körperlich zu betätigen, nicht mehr als zwei Stunden sitzende Freizeitbeschäftigung zu betreiben und täglich neun bis elf Stunden zu schlafen.

Dramatischer Bewegungseinbruch bei Kindern und Jugendlichen

Studie des Universitätsklinikums Münster

Es wurde festgestellt, dass die körperliche Aktivität bei den befragten Jugendlichen in der Zeit der Kontaktbeschränkungen im April dieses Jahres signifikant abgenommen hat. Die Gruppe derjenigen Kinder, die sich in dieser Zeit fast gar nicht mehr bewegt haben, hat sich auf zirka 25 Prozent verfünffacht.

Parallel hat der Medienkonsum signifikant zugenommen. Etwa 45 Prozent der Jugendlichen hatten im Untersuchungszeitraum eine tägliche Bildschirmzeit – darunter fallen TV, Konsole, Computer, Smartphone – von mehr als acht Stunden. Vor der Pandemie galt dies für etwa 20 Prozent der Jugendlichen.

Quelle: https://www.sportschau.de/weitere/breitensport/studie-muenster-bewegungsmangel-kinder-100.html

COVID-19 und Bewegungseinschränkungen im Kindesalter

Eine Autorengruppe um Prof. Guan des Department of Integrated Early Childhood Development aus Beijing (China) und Prof. Anthony Okely des Early Start and Illawarra Health & Medical Research Institute aus Wollongong (Australien) fassten in fünf Punkten zusammen, warum die derzeitige COVID-19-Pandemie und weltumspannende Bewegungseinschränkungen, insbesondere für Kinder fatal sein könnten (1):

Erstens zeigen Daten aus der Zeit vor COVID-19, dass im Durchschnitt nur ein Fünftel der Vorschulkinder und weniger als 10 % der Kinder im Schulalter alle Bewegungsrichtlinien erfüllen. Angesichts des starken Zusammenhangs zwischen Gesundheitsparametern und Bewegungsverhalten würde die Gesundheit der Kinder während der COVID-19-Pandemie noch stärker beeinträchtigt werden.

Zweitens könne die Zeit des in vielen Ländern geforderten „Zuhause-Bleibens“ – insbesondere, wenn sie in geschlossenen Räumen und auf engem Raum stattfindet – zu einem höheren Risiko eines Vitamin-D-Mangels und zu Problemen der psychischen Gesundheit und Kurzsichtigkeit führen.

Drittens: Obwohl Kinder weniger anfällig für COVID-19 zu sein scheinen, könne die Aufrechterhaltung oder Steigerung des körperlichen Aktivitätsniveaus ihr Risiko für Atemwegsinfektionen verringern.

Viertens könnten die Ressourcen, die Kindern helfen, mit lebensverändernden Umständen umzugehen (wie z. B. die Rolle der körperlichen Aktivität) beim Aufbau von Widerstandsfähigkeit, beeinträchtigt werden.

Fünftens könnten die interaktiven Auswirkungen des individuellen Bewegungsverhaltens verstärkt werden: Kinder, die weniger aktiv sind und mehr Zeit am Bildschirm verbringen, haben wahrscheinlich einen schlechteren Schlaf. Und schließlich könnte es potenzielle längerfristige gesundheitliche und wirtschaftliche Konsequenzen geben, wenn die nachteiligen Verhaltensanpassungen, wie z.B. weniger Aktivität, zum neuen Normalfall würden.

Quelle: https://www.zeitschrift-sportmedizin.de/covid-19-bewegungseinschraenkungen-im-kindesalter/