Kritik am Sportunterricht – Wie gehen wir damit um?

7. Mai 2024

Ein Beitrag von Ehrenpräsident Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra

In der letzten Zeit häufen sich in den Medien Berichte über negative Erfahrungen, die im Sportunterricht gesammelt werden. Aktuell beschäftigt sich der Spiegel damit:

https://www.spiegel.de/deinspiegel/professorin-fuer-sportpaedagogik-ina-hunger-in-einem-guten-sportunterricht-hat-niemand-angst-a-e84453cb-0fd2-4c10-98b4-4f5a3d7424cc

https://www.spiegel.de/deinspiegel/anpfiff-fuer-die-schulen-wie-kann-der-sportunterricht-besser-werden-a-1fd1ecde-b6db-407f-94e1-0c33729433a2

https://www.spiegel.de/deinspiegel/kinder-berichten-von-ihrem-sportunterricht-horrorzeit-voller-demuetigung-a-40cb5483-eba0-4daf-8951-c7a881d59e32

Wie sollen wir mit dieser Kritik am Sportunterricht umgehen?

Strategie 1: Auch andere Fächer werden nicht von allen Kindern geliebt. Negative Erfahrungen sammeln Kinder in allen Fächern. Damit muss man leben.

Strategie 2. Man setzt sich mit der Kritik auseinander und analysiert, warum gerade der Sportunterricht, der eigentlich Spaß machen sollte, so in der Kritik steht. Kann es sein, dass es einen Unterschied macht, ob nur das Kognitive (z. B. in der Mathematik) als negativ bewertet wird oder ob aufgrund der beim Sporttreiben erlebten und demonstrierten Leiblichkeit die gesamte Persönlichkeit zur Disposition steht.

Wir sollten die Kritik ernst nehmen und differenziert analysieren, wie viele Kinder und Jugendliche den Sportunterricht – oder bestimmte Inhalte oder das Verhalten bestimmter Sportlehrer – kritisch sehen. Die bisherigen Studien zur Beliebtheit des Sportunterrichts haben immer wieder gezeigt, dass dieser von der überwiegenden Mehrheit der Schüler positiv bewertet wird. Aber nicht von allen Schülern (siehe hierzu: https://www.sportpaedagogik-sb.de/pdf/Verweigerinnen.pdf).

Wir sollten vielleicht eine neue repräsentative Untersuchung durchführen, um uns ein genaues Bild zu verschaffen und um gezielt den guten Sportunterricht noch weiter zu verbessern.

Ich mache mir Sorgen um die Zukunft des Sportunterrichts. Es ist jetzt rund 30 Jahre her, dass die dritte Sportstunde abgeschafft wurde. Mittlerweile kräht kein Hahn mehr danach. Vor dem Hintergrund, dass es immer Begehrlichkeiten von anderen Fächern bzw. neuen Fächern (Informatik, Wirtschaftswissenschaft) gibt, könnte es sein, dass politische Entscheidungsträger irgendwann einer weiteren Kürzung zustimmen könnten. Das gilt vor allem für Politiker, die selbst negative Erfahrungen gesammelt haben. Und von denen kenne ich einige, mit denen ich während meiner Zeit als Präsident des DSLV Saar gesprochen habe.